Innovationskraft durch Patentdaten bewerten - HHC im Interview mit Quant IP
Gegenwart und Zukunft sind datengetrieben sind. Doch was bedeutet das konkret für Unternehmen unternehmen und Berufseinsteiger? Diesen Fragen hat sich Lucas von Reuss im Interview mit HHC gestellt.
Was genau macht euer Unternehmen?
Quant IP bereitet Patentdaten für Asset Manager, Banken und PE/VC-Investoren so auf, dass die daraus gewonnen Informationen in Investment- und Risikoprozesse integriert werden können. Das Ziel ist es, bessere Entscheidungen zu ermöglichen durch Informationen, die bisher erst wenige Finanzmarktteilnehmer systematisch nutzen.
Quelle: Lucas von Reuss
Was ist so kompliziert daran, Patentdaten auszulesen und auszuwerten?
Patentdatenbanken sind sehr gut strukturiert. Und die hohe Qualifikation der Patentprüfer, welche die Datenbanken füllen und täglich benutzen, sorgt für eine sehr hohe Datenqualität. Aber die Datenbanken sind nicht für statistische Analysen auf Unternehmens- oder Aktienebene gebaut. Daher müssen wir mit einem umfangreichen Mappingprozess inklusive vieler Qualitätschecks dafür sorgen, dass alle Patente einer Firma korrekt erfasst werden – und das historisch. Nur so sind Backtests für Investmentstrategien möglich. Dahin zu kommen bedarf Expertise in IP-Daten, Finanzdaten und algorithmischen Lösungen. Denn 3-4 Millionen neue Patentanmeldungen pro Jahr können nur automatisiert verarbeitet werden.
Quelle: Quant IP Competitive Technology Report: Apple Inc., 2022
Was macht die Analyse von Patentdaten genau jetzt so interessant?
Mit Hilfe von Patentinformationen und -analysen können Investoren die Innovationskraft von Unternehmen sowie einen wichtigen Teil der immateriellen Vermögenswerte bewerten. Diese sind heute gerade bei den Wachstumsbranchen Basis für den größten Teil der Wertschöpfung. Die erfolgreichsten Unternehmen der Welt bestehen heute fast nur noch aus so genannten Intangibles. Mit herkömmlichen Methoden der Rechnungslegung oder Finanzanalyse sind die aber kaum abzubilden.
Welche Trends erwartest du in der Branche in den nächsten Monaten?
Inhaltlich werden Investoren zum einen verstärkt auf KI-Geschäftsmodelle setzen, deren Zahl nach dem Erfolg von ChatGPT geradezu explodiert. Zum anderen werden Anleger und Asset Manager auf Lösungen in der Umwelttechnologie – von Energiespeichern über Recycling bis Wasseraufbereitung – setzen. Gerade bei grünen Technologien bietet die Nutzung von Patentinformationen bei der Suche nach innovativen Unternehmen und deren Benchmarking an.
In welcher Branche sind eure Haupt-Kunden tätig und welche Synergien gibt es mit der Unternehmensberatung?
Die meisten unserer Kunden sind Asset Manager, die systematisch und regelbasiert vorgehen. Sie sind immer auf der Suche nach besseren Signalen, um das Chance-Risiko-Verhältnis bei ihren Investments zu optimieren. Bei unserer Zusammenarbeit mit Unternehmensberatungen lernen wir viel darüber, welche anderen alternative Informationen im Zusammenspiel mit Patentdaten besonders gut funktionieren. Außerdem erfordern die speziellen Fragestellungen häufig neue Analyse-Metriken. Beides kommt dann unseren anderen Kunden zu gute.
Quelle: Quant IP Competitive Technology Report: Apple Inc., 2022
Was empfiehlst du Studierenden, die in eurem Bereich arbeiten möchten, um sich auf den Job vorzubereiten?
Im weiteren Sinne arbeiten wir ja in der Aufbereitung alternativer Daten. Das ist ein absolutes Wachstumsfeld, das mit der Verbreitung immer besserer ML-Modell noch einmal einen Schub erfahren wird. Zur Vorbereitung rate ich zu einer guten statistischen Grundausbildung. Nur wenn man versteht, was man mit Daten machen kann – und was nicht, kann man sich in Kunden hineinversetzen und deren uses cases verstehen. Da sich das Feld noch sehr dynamisch entwickelt sollte man viel Freude daran haben, etwas Neues zu lernen.