Was haben wohl Klassenausflüge und Kaffeefahrten gemeinsam? Richtig, den altbewährten Bus!
Auch wenn der Reisebus nicht gerade zu den beliebtesten Verkehrsmitteln gehört, steigt sein Ruf
seit der Liberalisierung des Fernbusmarktes Anfang 2013 unumstritten. Mehr noch, der Bus wird In.
Zu den bekanntesten Anbietern gehören MeinFernbus.de, FlixBus und der ADAC Fernbus. Sie verbinden mittlerweile mehr als 200 Linien der größten Städte miteinander. Circa neun Millionen Passagiere nutzten vergangenes Jahr das Verkehrsmittel, Tendenz steigend.
Laut der aktuellen Allensbach Umfrage kann sich jeder zweite Bürger vorstellen, mit dem Fernbus zu verreisen oder hat dies schon mal getan. Und im Jahr 2030 wird sogar von 25 Millionen ausgegangen.
Mit diesem Wachstum hat wohl niemand gerechnet, vor allem nicht die Deutsche Bahn, die ebenfalls zwei Fernbusse betreibt (berlinlinienbus.de, IC Bus).
Laut eigenen Angaben hat der Konzern 50 Millionen Euro Umsatz allein in den ersten sechs Monaten eingebüßt, weil Fahrgäste dem Zug den Bus bevorzugten. Die Bahn verliert Kunden an den Bus und fährt da nicht mal vorne mit. Laut den Marktforschern von IGES liegt ihr Marktanteil im Fernbusgeschäft nur noch bei 15 Prozent.
Besonders Studenten nutzen den Fernbus um günstig von A nach B zu kommen. Aber auch ältere Menschen, die nicht unter Zeitdruck stehen. Womit wir wieder bei Klassenausflügen und Kaffeefahrten wären.
Doch das wohl überzeugendste Argument für den Fernbus ist sein unschlagbarer Preis.
Beispielsweise kostet eine Fahrt von Hamburg nach Berlin nur 8€.
Ca. 70€ günstiger als der ICE der Deutschen Bahn. Als Schnäppchenjäger muss man nur die nötige Reisezeit mitbringen.
Die Bahn beteuert, dass sie mit den Kampfpreisen im Busverkehr nicht konkurrieren kann. Alleine schon die Fixkosten im Bahngeschäft ließen dies nicht zu. Schließlich übersteigen schon die Trassengebühren der Bahn das, was die Kunden für ein Fernbusticket zahlten.
An diesem Beispiel lassen sich sehr deutlich die Folgen einer Marktdereguliert aufzeigen:
Bis Ende 2012 waren Fernbuslinien bis auf wenige Ausnahmen in Deutschland verboten. Die Busunternehmen durften nur Touristikfahrten oder Kurzstrecken im Nahverkehr anbieten. Aufgrund dessen sind in Deutschland keine großen Buskonzerne entstanden, wie es sie beispielsweise in Frankreich oder Österreich gibt.
Nun herrscht aber bei den Fernbussen freier Wettbewerb. Plötzlich mischen viele große Investoren mit am Markt, um sich möglichst viele Anteile zu sichern. Bestes Beispiel hierfür ist die Deutsche Post, die gemeinsam mit dem Automobil-Club den ADAC Postbus betreibt. Am meisten profitiert von dem harten Konkurrenzkampf bislang der Kunde, der günstig durch Deutschland reist. Zudem genießt er zusätzlichen Service wie WLAN, barrierefreien Türen und Steckdosen an jedem Platz.
Auch werden durch die Liberalisierung neue Arbeitsplätze geschaffen. Busfahrermangel ist bereits eine der großen Herausforderung für den neuen Markt.
Vom Wettbewerb lebt der Markt, aber er ist auch so brutal, dass er Anbieter verdrängt.
Um zu überleben werden die Preise immer weiter nach unten gedrängt. Sodass es davon ausgegangen wird, das bislang keiner im Fernbusmarkt Gewinne generiert. Allen Beteiligten ist klar, dass sie mit derart Dumpingpreisen nicht dauerhaft überleben können.
Der Fernbusmarkt wird sich daher auf Dauer konsolidieren. Große Anbieter mit starken Investoren im Rücken werden vermutlich die Gewinner des Verdrängungswettbewerbs sein. Spätestens dann hat der Billigwahn ein Ende. Schon heute haben die beiden größten Anbieter einen Marktanteil von 60%. Die Marktkonsolidierung lässt dann höhere Preise erwarten – es wird sich dann zeigen, ob der Fernbus eine wirklich preiswerte Alternative zu Bahn oder Auto darstellt.
geschrieben von Tatjana Dellos
7.09.2014
Referenzen
http://www.ifd-allensbach.de
http://www.deutschebahn.com/de/start.html
http://www.meinfernbus.de