In unserer heutigen Zeit wird ein Großteil der in Firmen anfallenden Arbeiten und Anfragen in Form von Projektarbeit gebündelt. Auch besteht ein verstärktes Interesse an Management-Konzepten, welche unter anderem Leanmanagement, Reengineering und Total Quality Management einschließen. Dieser Trend sorgt für einen Anstieg der Arbeit in Projektteams, vor allem in interdisziplinären Teams, innerhalb von Unternehmen. Diese Form der Arbeit hatte im Verlauf der 70er Jahre stark abgenommen und rückt nun wieder deutlich in das Blickfeld von Unternehmen. Doch wie wirkt sich dieser Prozess auf das Arbeitsverhalten und die Leistung der Mitarbeiter aus?
Viele Studien aus der Wirtschaft können belegen, dass sich die Arbeit in Teams positiv auf die Produktivität eines Unternehmens auswirkt. Einige gehen sogar soweit, die Gruppenarbeit als Schlüsselkonzept für schlanke Strukturen empor zu heben. Leider befasst sich die wissenschaftliche Forschung innerhalb der Wirtschaft eher weniger mit der Auswirkung der Interdisziplinarität innerhalb eines Teams auf die erbrachten Leistungen. Dieser Artikel stützt sich daher bevorzugt auf Forschungsergebnisse aus der Sozialarbeit und teilweise der Pflegeforschung. Es wird versucht, die innerhalb dieser Fachrichtungen getroffenen Annahmen angepasst auf den Bereich der Ökonomie zu übertragen.
Teamarbeit
Teamarbeit allgemein ist eine beliebte Form der Zusammenarbeit und wird vor allem zur Bewältigung komplexer Aufgaben, die vielfältiges Wissen voraussetzen benötigt. Hierbei wird in Unternehmen unter anderem zwischen Projektteams, Aufgabenteams, Optimierungsteams und Managementteams unterschieden. Projektteams im Besonderen werden zumeist gebildet, um Aufgaben zu lösen, welche neuartig sind und außerhalb des Tagesgeschäfts ablaufen. Diese Aufgaben haben in der Regel klar definierte Ziele und einen begrenzten Budgetrahmen.
Interdisziplinarität
Unter der Interdisziplinarität versteht man allgemein eine sachlich-inhaltliche Verbindung zwischen einzelnen Disziplinen. Darunter fasst man zum Beispiel die gemeinsame Bearbeitung einer Problem- oder Fragestellung. Es kommt dabei zu einer disziplinübergreifenden Kommunikation, welche durch inhaltlichen Austausch einen Mehrwert schafft, der über die Summe der einzelnen Disziplinen hinausreicht. Im Zusammenhang mit Projektarbeit versteht man darunter die Zusammenstellung eines interdisziplinären Teams, welches sich aus Fachkräften verschiedener Bereiche zusammensetzt.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit in Projektteams
Nach der Definition der einzelnen Bestandteile interdisziplinärer Teams wird nun die Wirkungsweise dieser genauer betrachtet. Viele der Vorteile, die eine Arbeitsgruppe aus verschiedenen Disziplinen bietet, liegen klar auf der Hand. So müssen sich Teammitglieder nicht mehr in die unterschiedlichsten Felder einarbeiten, sondern Experten aus den jeweiligen Richtungen können relevantes Wissen aufarbeiten. Ebenfalls werden die einzelnen Teammitglieder zu neuen Denkweisen herausgefordert und die Ideen und Gedankengänge zu einzelnen Problemstellungen durch den interdisziplinären Dialog weitergetragen. Interdisziplinäre Projektteams fördern darüber hinaus das eigenständige Arbeiten und die Eigenverantwortung einzelner Teammitglieder. Dies verstärkt die Identifikation mit dem und das Commitment innerhalb eines Unternehmens. Probleme, die durch diese Form der Arbeit entstehen, sind ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Es kann passieren, dass der Sachverstand der einzelnen Fachrichtungen durch das Team verwässert und das Niveau der Gruppe darunter leidet. Ebenfalls führt schon die Festlegung der einzelnen Rahmenbedingungen für die Projektdurchführung bei weitem mehr Aufwand als es bei homogenen Teams der Fall wäre. Allein die Begriffsdefinierung und Auswahl der Methoden sowie die Herangehensweisen benötigt zwischen Personen, die gewohnt sind völlig verschieden zu arbeiten, oft viel Zeit und Kapazität. Arbeit in interdisziplinären Teams ist also ein sehr mühsamer Prozess der völlige Hingabe erfordert. Warum sollte man also diese Nachteile auf sich nehmen? Interdisziplinäre Projektteams arbeiten besonders gut auf neuen, innovativen Gebieten und sind leistungsstark in Bereichen der Ideengenerierung und neuartiger Entwicklungen. In diesen Feldern sind Teams, welche verschiedene Disziplinen vereinen, essentiell und durch nichts zu ersetzen. Die Kombination verschiedener Vorstellungen und Denkansätzen sorgt dafür, dass diese Teams meist ungewöhnliche und innovative Herangehensweisen haben, die zu außerordentlichen Ergebnissen führen können.
Rahmenbedingungen
Rahmenbedingungen für die Arbeit in interdisziplinären Gruppen sind zunächst die klare Definition der Projektziele und die gleichwertige Rollenbestimmung der einzelnen Mitglieder und Fachrichtungen. Des Weiteren sind der Respekt der einzelnen Teammitglieder untereinander und ihre Offenheit sowie Toleranz gegenüber Neuem wichtige Voraussetzungen. Zudem sollten alle Beteiligten an einer interdisziplinären Teamarbeit flexibel und autonom arbeiten können sowie sich gleichzeitig Zeit für Kollaboration einräumen.
Fazit
Die Arbeit in interdisziplinären Teams birgt sowohl Vor- als auch Nachteile. Zudem kann sie nur schwerlich auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft werden, da ein Vergleich mit homogenen Gruppen schwerfällt. Allgemein kann man festlegen, dass die interdisziplinäre Teamarbeit einen mühsamen Prozess darstellt, welcher von den Mitgliedern Zielbewusstsein, Leistungsbereitschaft und Toleranz erfordert. Sie ist jedoch aus der heutigen Businesswelt nicht mehr wegzudenken, da sie in der Lage ist, Problemstellungen zu bearbeiten und zu lösen, an denen einzelne Disziplinen alleine scheitern würden.
geschrieben von Julia Neuhaus
11.08.2014
Referenzen
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